Seit dem 6. TANNER-Hochschulwettbewerb im Jahr 2012 ist Uwe Peschka, Lektor, Projektleiter und Technischer Redakteur bei TANNER, als Jury-Mitglied beim Wettbewerb für Studierende der Technischen Kommunikation dabei. Welche Eindrücke er von der Jurysitzung 2017 mitnimmt, schildert er in diesem Blog-Post.

Beim diesjährigen TANNER-Hochschulwettbewerb galt es, eine Aufgabe im Umfeld von Service-Leistungen an LIEBHERR-Baggern umzusetzen – und die Hochschulteams zeigten sich motiviert und legten Konzepte und Lösungsansätze vor, die innovativ, pfiffig und solide durchdacht waren.

Technischer Redakteur – ein crossmedialer Job

Was bewegt einen als Jury-Mitglied, wenn die jungen Studierenden aus unterschiedlich konturierten Studienrichtungen mal unsicherer als nötig, mal definiert selbstbewusst vortragen? Vielleicht: „Wie geht es weiter mit der Digitalisierung?“ – „Was macht Industrie 4.0?“ – „Welche neuen Tools und digitalen Gimmicks gibt es?“

Mich selbst indes interessierte – neben all dem technologisch Wichtigen – bei diesem Hochschulwettbewerb vor allem zweierlei: Wie sich in den Mock-ups und Präsentationen, den digitalen Animationen und multimedialen Applikationen kreatives Denken bei der Arbeit zeigt; und wo jene Fähigkeiten und Kompetenzen sichtbar werden, die in einem crossmedialen Job und (immer noch) sozial hoch vernetzten Arbeitsumfeld wie der „Technischen Dokumentation“ – trotz aller Digitalisierung – zunehmend wichtiger sein werden.

Basics wichtiger denn je

Die Studierenden selbst berichteten im Gespräch am Abend der Preisverleihung, wie schwer es ist, in den hoch differenzierten und stark fragmentierten Studiengängen sowohl Orientierung zu gewinnen als auch profunde Grundlagen zu erlernen.

Die „Basics“ machen den kreativen und analytischen, den strukturierenden wie improvisierenden Umgang mit Sprache, Texten, „Codes“ und Metadata im „big data mining“ aber erst möglich. Ohne diese dürfte uns „Industrie 4.0“ samt ihrem allgegenwärtigen Vorschein vermeintlicher Leichtigkeit im Handling all der erzeugten Nutzungsdaten und relevanten Beziehungen von Datenereignissen bald auf die Füße fallen.

Das Bedürfnis der Studierenden nach Vermittlung profunder Fähigkeiten – und dazu gehören Seminare, in denen Normen gelesen (und verstanden und kritisch hinterfragt) werden, in denen verschiedene Textsorten (Bedienungs- und Serviceanleitungen, Datenblätter und Katalogtexte, Sicherheitshinweise u. v. m.) „von Grund auf“ (zugegeben: mühselig, aber lohnend) selbst erstellt werden – will ich deshalb nach diesem Hochschulwettbewerb und den Gesprächen mit den Studierenden so zusammenfassen:

– Wer Industrie 4.0 will, muss vor allem Bildung 4.0 können. –

„Digitalisierung braucht Köpfchen“

Hier sind die Hochschulen gefordert, sich nicht (länger) in der klimpernden Diversifikation ihrer Angebote und Benennungen zu verlieren, sondern das Handwerkszeug zu vermitteln, das kluge Köpfe später hinter den Monitoren dringend benötigen.

An den Beiträgen der Studierenden wurde deutlich, wie viel Überlegung es benötigt, um in einer App für den Service das Wichtige vom Nebensächlichen zu trennen – und wie schwer es für viele war, dies auf der Ebene der Texte auch tatsächlich zu leisten, weil sie – nach eigener Aussage – „nie einen kompletten Text im Studium geschrieben haben“.

Die Digitalisierung braucht „Köpfchen“, sonst erzeugen wir Terabyte an blinden Daten. Auch die Algorithmen der maschinellen Kognition wollen klug mit jenen textuellen Bezirken vernetzt werden, in denen die künftigen Technischen Redakteure tätig sind und die die Maschinen mit den „Usern“ noch auf lange Zeit verbinden werden.

In dem Sinne wünsche ich mir – und den Studierenden – „Pen-and-paper“-Workshops und Hochschulwettbewerbe, in denen neben den Rechnern vor allem die Köpfe der „Human interfaces“ rauchen 😉 …

… und der Beitrag des „Teams Schnall“ von der Hochschule Aschaffenburg hat mit seinem Paper-Mockup eindrücklich gezeigt, wie kreativ, sinnvoll und ergebnisreich so eine Arbeit sein kann.

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